Die liechtensteinische Schauspielerin Sarah Viktoria Frick fühlt sich in der über 800 km entfernten Weltstadt Wien sehr wohl. Ihre Bühne ist das Burgtheater, eine der prominentesten Schauspielbühnen in Österreich und das grösste Sprechtheater in Europa. Mehr als 430000 Zuseher besuchen über 850 Vorstellungen pro Spielzeit eine die immer wieder im Fokus steht, ist Sarah Viktoria Frick.
Du bist gebürtige Liechtensteinerin, in Balzers aufgewachsen, lebst nun im Ausland. Fühlst du dich noch verbunden mit deiner Heimat?
Sarah Viktoria Frick: Wenn ich nach Liechtenstein fahre, sag ich: «I gang haam». Daran hat sich bis heute nichts geändert. Die Heimat bleibt.
Stadt oder Land?
Land, wenn ich in der Stadt bin. Stadt, wenn ich auf dem Land bin.
Seit 2009 spielst du im Ensemble des Burgtheaters in Wien, einer sehr bekannten und renommierten Institution. Wohin soll deine Reise noch gehen?
Im besten Fall kann ich wahrscheinlich erst in fünfzig Jahren sagen, wohin meine Reise gegangen ist. Derzeit will ich das auch gar nicht wissen. Eigentlich stehe ich ja solchen Phrasen eher kritisch gegenüber, aber in diesem Fall komm ich mit meiner Antwort leider nicht über die Poesiealbum-Philosophie hinaus. Also ist der Weg, wenn man so will, doch gewissermassen das Ziel...
Was ist/war deine absolute Lieblingsrolle?
Ich muss in jede meiner Figuren verliebt sein. So verstehe ich meinen Beruf. Also sind da lauter kleine Lieblinge. Manche lieb und manche nicht so lieb, ein paar einsame und ein paar böse sind da auch. Darum gibt es für mich die Kategorie «Lieblingsrolle » nicht weil jede Arbeit für sich steht.
Schauspielerin ein Traumberuf?
Gerne zur Arbeit zu gehen und sich selten zu langweilen, kommt einem Traumberuf schon sehr nahe. Aber wenns kein Theater gäbe oder ich aus irgendeinem Grund nie erfahren hätte, dass es Theater gibt oder einfach, wenn der Zufall es anders gewollt hätte, wäre ich wahrscheinlich etwas anderes geworden.
Was wärst du auf keinen Fall geworden?
Sicher keine Mathematikerin.
Schauspielerin inside: Was beschäftigt Sarah Viktoria Frick?
Mich beschäftigt die Masslosigkeit der Menschen. Ich habe vor kurzem im Internet meinen ökologischen Fussabdruck ausgerechnet. Obwohl ich kein Auto habe und nur, wenn es wirklich sein muss das Flugzeug nehme, bräuchte es mehrere Welten, wenn alle so leben würden wie ich. Das hat mich erschreckt. Ich verzichte seither auf Fleisch. Das macht es ein bisschen besser. Aber im grossen Ganzen bin ich ziemlich pessimistisch, was die Zukunft unseres Planeten angeht.
Wie sieht dein Tagesablauf aus?
Mein Tagesablauf sieht fast jeden Tag anders aus, ausser dass ich fast immer zwischen halb sieben und sieben aufstehe und selten vor ein Uhr nachts ins Bett gehe. Dazwischen liegen meine Familie, Proben, meine Familie, Einkaufen, meine Familie, Kochen, oder beim Kochen zuschauen, meine Familie, Proben oder grad probenfrei haben, Text lernen, Rechnungen aus dem Briefkasten holen, um sie dann irgendwo hinzulegen und hoffen, dass sie dann von selber geöffnet und erledigt werden, Spielplatz, Wohnung wieder mal putzen, meine Familie, Vorstellungen, ein Bier, vielleicht ein zweites Bier... dann ist dann aber auch sicher schon ein Uhr... Schlafen.
Kulturszene Liechtensteins was gefällt dir, was sollte sich ändern?
Mir gefällt, dass es hier die Mittel gibt, der Bevölkerung Kultur zu bieten. Das ist enorm wichtig. Man kann in Deutschland beobachten, wie die wunderbare Tatsache, dass es in jeder mittelgrossen Stadt ein Theater gibt, immer mehr in Frage gestellt wird. Das ist sehr traurig. Hochkultur wird sich niemals finanziell auszahlen. Sie muss subventioniert sein, damit sie nicht gezwungen ist, in den Mainstream zu rutschen.
Welche «Geheimtipps» gibst du einem Besucher, der noch nie in Liechtenstein war?
Milchbrötchen aus der Bäckerei Kaufmann. Schloss Gutenberg. Der Rhein. Einen Film und ein Raketen-Eis im Schlosskino Balzers gleichzeitig natürlich. Diverse Schaukelbäume auf der Balzner Almend. Alp Bargella.
Was bedeutet für dich?
Lebensglück: Punkt vier
Freiheit: Selbst entscheiden zu dürfen, wie es weiter geht
Wien: Könnte ein zweites Zuhause werden
Familie: Punkt eins
Burgtheater: Ich arbeite gerne dort
Natur: Gilt es jetzt endlich mal zu beschützen
Freizeit: Punkt vier
Liechtenstein: Da geh ich hin, wenn ich «haam» will
Mehr über Sarah Viktoria Frick
Sarah Viktoria Frick (Jahrgang 1982) ist zusammen mit ihren drei älteren Geschwistern in Balzers aufgewachsen. Sie spielte schon früh in diversen Laientheatern mit und bewarb sich im Alter von 17 Jahren an verschiedenen Schauspielschulen. Ihre Ausbildung absolvierte sie schliesslich an der Hochschule für Musik und Theater in Zürich. Nach zahlreichen Engagements und Auszeichnungen in der Schweiz und Deutschland wechselte sie 2009 als festes Mitglied des Ensembles an das renommierte Burgtheater Wien.
Interview: Barbara Schneider
Fotos: Reinhard Werner und Georg Soulek
Dieser Artikel ist im Liechtenstein-Magazin oho 2014/2015 erschienen.